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Nachhaltige Mobilität: Pauschalantworten bringen uns nicht weiter!

Eines vorweg: Ich bin grundsätzlich kein Freund von Pauschalisierung. Aber insbesondere dann, wenn bei der Sektorenkopplung (Strom – Wärme/Kälte – Mobilität) von der einen Lösung die Rede ist, stellen sich mir die Nackenhaare auf!


Lassen Sie mich das am Beispiel der nachhaltigen Mobilität im Individualverkehr erläutern. In den Medien, der breiten Bevölkerung und vor allem der Politik konkurrieren hier zwei pauschale ‚Entweder-oder-Lösungen‘: Elektromobilität und Wasserstoff. Diese Pauschalisierungen führen erstens zu langwierigen, positionsverteidigenden Diskussionen und zweitens zu einer großen Verunsicherung oder gar Hemmung in der Umsetzung.

Dabei zeichnet sich insbesondere der Individualverkehr aber durch eine große Vielfalt und Heterogenität aus, worin unterschiedliche Lösungen ihre Berechtigung finden. So hat die batteriebetriebene Fortbewegung in einigen Bereichen durchaus ihre Vorteile, ist in anderen aber sicher nicht die effizienteste Wahl. Gleiches gilt für den Wasserstoffantrieb. Auch er ist für manche Anforderungen besser geeignet als für andere. Grundsätzlich geht es doch darum eine nachhaltige und CO2-neutrale Mobilität zu erreichen, die die Umwelt frei von Belastungen hält. Hierfür ist ein Technikmix von zentraler Bedeutung.

In welchen Szenarien machen Elektroautos Sinn?

Werden wir konkret: Wann machen Elektroautos Sinn? Klare Antwort: im urbanen Individualverkehr. Denn der ist durch kurze Strecken mit geringen Lasten geprägt. Die Reichweiten, die E-Fahrzeuge bereits heute bieten, sind dafür mehr als ausreichend. Außerdem ist die grundsätzliche Ladeinfrastruktur entweder schon vorhanden oder lässt sich schnell aufbauen, Stichwort: Load at Home beziehungsweise Load at Work. An einem der Hauptkritikpunkte, die der E-Mobilität unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten entgegengebracht wird, arbeitet die Forschung mit Hochdruck: den Anteil seltener Erden bei der Batterieproduktion zu reduzieren oder, noch besser, zu ersetzen. Spätestens wenn das gelingt, sind batteriebetriebene Autos für den individuellen Stadtverkehr auch unter nachhaltigen Gesichtspunkten eine echte Alternative.

Die Stärken von Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen

Wenn wir von Langstrecken, Last- beziehungsweise Schwerlasttransporten oder Fernstrecken sprechen, dann können Elektrofahrzeuge nicht die zentrale Lösung sein. Der elektrisch betriebene Schienenverkehr hingegen schon, aber in diesem Beitrag geht es um den Individualverkehr. Und hier spielen in den Bereichen Langstrecke und Schwertransport die transportierbare Energiedichte in den Kraftstofftanks und die dazugehörigen Gewichte der Energietanks eine zentrale Rolle. Mit Batterien ein entsprechendes Gewicht-Energie-Verhältnis zu schaffen, ist derzeit nicht praktikabel. Lösungen wie Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe haben einfach ein sehr viel besseres Energiedichte- Gewichtsverhältnis. Auch die Tankgeschwindigkeit ist in den beschriebenen Anwendungen ein zentraler Faktor. Das elektrische Tanken beansprucht viel mehr Zeit als die Betankung mit alternativen Betriebsstoffen wie Wasserstoff oder synthetischen Kraftstoffen – insbesondere bei großen Tankmengen.

Energiespeicherung: der Mix machts

Die unterschiedlichen Stärken von Batterie und Wasserstoff werden zudem in einem weiteren wichtigen Bereich der Mobilität deutlich: der Speicherung. Auch hier gibt es nicht die eine Pauschallösung, sondern der Mix machts. Batterien sind schnell aktivierbare Kurzzeitspeicher, die idealerweise in Synergie mit trägeren, aber wesentlich energiedichteren und somit langzeitgeeigneteren Speichern wie Wasserstoff oder synthetischen Speichern auftreten. Das ist vor allem hinsichtlich der volatilen Energieerzeugung mit erneuerbaren Energien ein zentraler Aspekt, der sich natürlich auch in der Mobilität widerspiegelt.

Im Endeffekt machen wir Menschen den Unterschied

Sie sehen: Bei der Energieversorgung im Allgemeinen und der nachhaltigen Mobilität im Speziellen greift ein pauschales „Das ist die perfekte Lösung“ zu kurz. Es kommt auf den richtigen Mix und auf die intelligente Anwendung beziehungsweise Vernetzung an. Insbesondere die Nutzer, also WIR Menschen, sind gefordert, unsere Gewohnheiten zu überdenken und anzupassen! Wir müssen uns fragen: Braucht jeder immer und überall ein Privatauto? Müssen alle Strecken alleine zurückgelegt werden – oder sind nicht doch Fahrgemeinschaften möglich? Wenn wir uns diesen Fragen stellen und kluge Antworten finden, können wir viele Herausforderungen meistern – davon bin ich fest überzeugt!


Wir müssen von der Denke wegkommen, dass sich Umwelt, Energieversorgung und Natur nach uns richten müssen. Vielmehr muss das Gegenteil der Fall sein! Aktuell ist es aber leider noch so, dass die Natur wesentlich intelligenter und anpassungsfähiger daherkommt als wir angeblich so hoch entwickelten Menschen …